«Selbst nach einem anstrengenden Sommerlager fühlte man sich doch irgendwie erholt»
Steckbrief
- Name: Michelle Kranz (Pfadi-Name: Smile)
- Geburtsdatum: 19. Juni 1974
- Wohnort: Vauz
- Bei den Pfadfindern gewesen in: Abteilung Eschen (ca. 25. Jahre lang)
- Funktionen: Leiterin, Landesvorstand (Vizepräsidentin), Lagerleitung Landespfingstlager 2003, Lagerleitung Landessommerlager 2006 sowie Staff und Trupp-Leiterin an Jamborees
- Beruf: Geschäftsführerin Liechtenstein Marketing
Wie bist du zu den Pfadfindern gekommen?
Michelle Kranz: Meine Mutter und mein Vater waren bereits bei den Pfadfindern. Bei einem «Tag der offenen Tür» in meiner Gemeinde habe ich dann selber Feuer gefangen und bin mit sechs Jahren den Eschner Pfadfindern beigetreten, wie auch später meine beiden jüngeren Geschwister.
An welche Höhepunkte und witzige Geschichten erinnerst du dich gerne zurück?
Da gibt es viele schöne Erinnerungen. Legendär sind die meist verregneten Pfingstlager gewesen, welche man natürlich schlotternd im Biwak verbracht hat. Oder auch die «Hikes» (Wanderungen), welche man meist während dem Sommerlager unternommen hat. Dabei waren wir für 24 abenteuerliche Stunden ohne erwachsene Begleitung. Auch die Teilnahme an einem internationalen Jamboree (Weltpfadfinderlager) ist unvergesslich und eröffnet einem jungen Menschen neue Horizonte. Und natürlich bleiben einem «Spezialeinsätze» wie beispielsweise an der Hochzeit des Erbprinzenpaars 1993 in besonderer Erinnerung. Ich habe jedes Jahr eine riesen Freude, wenn ich die Pfadfinder und Pfadfinderinnen im Rahmen des Staatsfeiertags auf der Schlosswiese sehe.
Ich freue mich jedes Jahr, wenn ich die Pfadfinder und Pfadfinderinnen am Staatsfeiertag auf der Schlosswiese sehe.
Was macht die Pfadfinder für dich aus?
Kinder und Jugendliche werden in der Pfadfinderbewegung ganzheitlich gefördert, damit diese in der Gesellschaft Verantwortung übernehmen können. Dabei wird der Fokus jedoch nicht auf eine «Spitzenförderung» gelegt. Im Gegenteil: Jeder und jede darf mitmachen, unabhängig von Geschlecht, Religion oder Hautfarbe. Die Pfadfinderbewegung umspannt den Globus und man findet überall leicht Anschluss. So durfte ich beispielsweise nach der Matura mehrere Monate im Bundestaat Washington (USA) verbringen und dort bei verschiedenen «Pfadfinder-Familien» wohnen.
Inwiefern hast du in deiner beruflichen Laufbahn von deiner Zeit bei den Pfadfindern profitiert?
Du lernst in der Pfadfinderbewegung früh Verantwortung zu übernehmen und dabei gleichzeitig im Team zu arbeiten. In meiner ersten Bewerbung gab ich unter Erfahrung «Pfadfinder» an, da ich frisch von der Uni kam. Der HR-Verantwortliche musste erst schmunzeln, dann jedoch zugeben, dass diese Erfahrung für die Firma einen Mehrwert darstellt. Ich bekam den Job. Pfadfinder bedeutet für mich auch «Freundschaften fürs Leben». Ich selber war über 20 Jahre im Ausland und treffe heute viele bekannte Gesichter in verschiedenen Funktionen wieder. Und da man gemeinsam viel erlebt hat, kann man auch nach Jahren wieder unkompliziert «anknüpfen».
Was hat dich dazu motiviert, dich über Jahre hinweg als Leiter für die Bewegung einzusetzen?
Am Ende des Tages waren es die schönen Rückmeldungen der Kinder und Jugendlichen, welche man über mehrere Jahre begleiten durfte. Als Leiterin hatte ich somit immer das Gefühl, dass ich mich für etwas Sinnvolles einsetze. So fühlte man sich selbst nach dem anstrengendstem Sommerlager irgendwie doch erholt. Und selbstverständlich waren es auch die Freundschaften im Leiterteam, welche weit über die eigene Abteilung hinausgingen, ein Hauptgrund, weshalb ich mich gerne engagiert habe.
Wie würdest du Freunden den Verein schmackhaft machen?
Die Nähe zur Natur stand bei der Pfadfinderbewegung schon immer im Mittelpunkt – vor über 100 Jahren und auch heute noch. Man lernt, mit der Natur achtsam umzugehen, sich draussen zu bewegen oder einfach bei einem Lagerfeuer die Gemeinschaft zu geniessen. Ich finde dies gerade in der heutigen Zeit wunderschöne Aspekte, welche die Pfadfinderbewegung zu etwas ganz Besonderem machen.
Die Nähe zur Natur stand bei der Pfadfinderbewegung schon immer im Mittelpunkt.
Welche Voraussetzungen sollte man als Pfadfinder mitbringen?
Man sollte Menschen mögen. Ansonsten – und das ist ja das Schöne daran – hat die Pfadfinderbewegung keine Anforderungen.
Weitere Interviews mit ehemaligen Mitgliedern:
- Claudia Foser-Laternser, CFO Liechtensteinischer Entwicklungsdienst
- Eugen Nägele,Rektor am Liechtensteinischen Gymnasium und Landtagsabgeordneter
- Manfred Bischof, Bürgermeister Vaduz
- Mathias Vogt, Geschäftsführer und Architekt
- Prinz Nikolaus von und zu Liechtenstein, Diplomat im Ruhestand
- Simon Biedermann, Mandatsleiter Treuhand und Gemeinderat
- Thomas Zwiefelhofer, Gruppenleiter Finanzdienstunternehmen und ehemaliger Regierungschef-Stellvertreter
Diese Beiträge sind im Rahmen der «Knota»-Sonderausgabe entstanden, die am 19. August 2019 an alle Haushalte in Liechtenstein ging. (mehr dazu)