«Ich kann eine Pfadfinder-Laufbahn aus eigener Erfahrung nur empfehlen»
Claudia Foser-Laternser, PPL-Ehrenmitglied und Chief Financial Officer des Liechtensteinischen Entwickler-Dienstes (LED), findet, dass man dem Arbeitgeber durch eine Mitgliedschaft bei den Pfadfindern teure Trainings erspart.
Steckbrief
- Name: Claudia Foser-Laternser
- Geburtsdatum: 11. Juli 1968
- Wohnort: Balzers
- Bei den Pfadfindern gewesen in: Abteilung Balzers
- Funktionen: Abteilungsleiter-Team, Leiterin, Landesleitung, PPL-Sekretariat, Kontrollstelle Jugendförderung, PPL-Ehrenmitglied
- Beruf: Kauffrau
Wie bist du zu den Pfadfindern gekommen?
Claudia Foser-Laternser: Ich kann mich heute noch gut daran erinnern, wie Fränk in der zweiten Primarschulklasse Werbung für die «Wölfle» gemacht hat, doch für die Mädchen gab es damals nur den Blauring. Die Pfadfinderbewegung hat mich damals schon fasziniert. In Balzers wurde die erste «Bienle»-Gruppe 1983 gegründet. 1984 wurde ich als Leiterin in die Abteilung aufgenommen.
An welche Höhepunkte und witzige Geschichten erinnerst du dich gerne zurück?
Am World Scout Jamboree in Südkorea musste ich mir als eine der jüngsten Trupp-Leiterinnen die Sporen verdienen. Unsere Delegation hat die Badges erst im Jamboree erhalten, dazu musste ich bei den Südkoreanern mehrmals vorsprechen und mein Anliegen zu Protokoll bringen. Ein paar Tage später wurde ich während einer Veranstaltung in einem anderen Unterlager aufgefordert, sofort in unser Camp zurückzukehren, da ein Notfall passiert sei. Im Laufschritt machte ich mich auf den Weg. Ich wurde von einer Delegation Südkoreaner und einem deutschen Dolmetscher empfangen, die eine Stunde auf mich gewartet haben. Beim Begrüssungsritual flüsterte mir der Dolmetscher zu: «Mach gute Miene zum bösen Spiel.» Die Koreaner entschuldigten sich in aller Form und überreichten mir in offizieller Mission die Jamboree-Badges.
Was macht die Pfadfinder für dich aus?
Beim Stichwort «Pfadfinder» denken wohl die meisten an das Aufstellen von Zelten, Lagerfeuer und Kompass lesen. Dabei ist die Bewegung ein Trainingslager in Projektmanagement, Führungskompetenz und strategischem Denken. Steigt eine Pfadfinderin oder ein Pfadfinder ins Berufsleben ein, interessieren sich die wenigsten Arbeitgeber für die Kompetenzen im Feuer entfachen. Im Berufsalltag sollten sie sich aber der Soft Skills vergegenwärtigen. Führungskräfte sollen in der heutigen Zeit mit Entscheidungsfähigkeit, Teamführung und Gesprächsführung glänzen. Diese Kompetenzen versuchen Firmen ihren Mitarbeitenden häufig in teuren Trainings beizubringen. Bei den Pfadfindern gehören die genannten Fähigkeiten zum Alltag.
Gewisse Kompetenzen versuchen Firmen ihren Mitarbeitenden häufig in teuren Trainings beizubringen. Bei den Pfadfindern gehören sie zum Alltag.
Inwiefern hast du in deiner beruflichen Laufbahn von den Pfadfindern profitiert?
Immer wieder, auch noch heute! Pfadfinderinnen und Pfadfinder haben ein weltweites Netzwerk. Gemeinsame Erlebnisse gerade bei schwierigen Bedingungen prägen. Für mich hat das Engagement bei den PPL einen sehr hohen Stellenwert und ich kann eine Pfadfinder-Laufbahn aus eigener Erfahrung nur empfehlen.
Was hat dich dazu motiviert, dich über mehrere Jahre hinweg für die Bewegung einzusetzen?
Es war mir immer eine Freude und in allen Funktionen konnte ich vieles lernen, was mir in anderen Situationen sehr hilfreich war.
Wie würdest du anderen die Pfadfinder schmackhaft machen?
Allein Begeisterung zu vermitteln hilft nicht, da muss auch das Umfeld in der Gruppe und die Leiter passen. Die Ziele von Robert Baden-Powell waren: Stärkung des Charakters, körperliche Ertüchtigung, Förderung der Handfertigkeit und Entwicklung des Sinnes für den Dienst am Nächsten. Ich denke, dies hat heute noch seine Berechtigung, auch wenn die Formulierungen nicht mehr der Zeit entsprechen.
Welche Voraussetzungen sollte man als Pfadfinder mitbringen?
Glücklich und zufrieden sein, die Anderen achten und verantwortungsvoll mit den Ressourcen dieser Welt umgehen. Glück soll zu persönlichem, gemeinschaftlichem und globalem Wohlbefinden beitragen und nicht die Umwelt, andere Menschen oder kommende Generationen schädigen.
Weitere Interviews mit ehemaligen Mitgliedern:
- Eugen Nägele,Rektor am Liechtensteinischen Gymnasium und Landtagsabgeordneter
- Manfred Bischof, Bürgermeister Vaduz
- Mathias Vogt, Geschäftsführer und Architekt
- Michelle Kranz, Geschäftsführerin Liechtenstein Marketing
- Prinz Nikolaus von und zu Liechtenstein, Diplomat im Ruhestand
- Simon Biedermann, Mandatsleiter Treuhand und Gemeinderat
- Thomas Zwiefelhofer, Gruppenleiter Finanzdienstunternehmen und ehemaliger Regierungschef-Stellvertreter
Diese Beiträge sind im Rahmen der «Knota»-Sonderausgabe entstanden, die am 19. August 2019 an alle Haushalte in Liechtenstein ging. (mehr dazu)